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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 08.04.2024


Kreide

Kreide - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: chalk | französisch: craie


Kreidekalk Foto
weiße Kreide aus Dover/England

Kreide - Schreiben mit einem Gestein

Der Ursprung des Namens Kreide steht in direktem Zusammenhang mit der Insel Kreta, was insbesondere an der historischen, lateinischen Bezeichnung dieses Gesteins deutlich wird: „Calcareus Creta“( siehe Georgi, 1798).

Der Chemiker Joseph Redemt Zappe begründet den Namen Kreide 1817 folgendermaßen: „Die Benennung selbst kommt von der Insel Creta her, woher sie sonst in großer Menge ist gebracht worden“ ist.

Allerdings stellte der Lexikograph Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796) diese Aussage 1789 in Frage: „ob nicht vielmehr diese Insel ihren Nahmen von ihren Kreide-Ufern habe, und ob nicht die Kreide von dem sehr alten Gebrauche, welchen mal davon zum Schreiben gemacht, ihren Nahmen habe“. Als Argument führt er die griechische Vokabel „gratten, griten“ an, die „nicht nur kratzen, sondern schreiben“ bedeutet.

Kurzum: Die griechische Insel weist zahlreiche Kreidevorkommen auf und wird heutzutage als über die Jahre hinweg eingedeutschter etymologischer Ursprung des Namens Kreide betrachtet.


Eigenschaften von Kreide

Definition Kreide: Kreide, auch Kreidekalk oder Schreibkreide genannt, ist ein feinstkörniges Sedimentgestein mariner Herkunft, das zur Familie der Kalksteine zählt.

Die typische Farbe von Kreide ist weiß, gelblich oder gräulich - abhängig von Grad der Reinheit des Gesteins bzw. eventuell vorhandenen mineralischen Beimengungen, wie auch schon Zappe 1817 beobachtete, ist die Farbe von Kreide "gelblich-gräulich, zuweilen schneeweiß, öfters gelblichbraun gefleckt oder mit ockergelben Streifen durchzogen".

Das Sedimentgestein ist ein monomineralisches Gestein; aufgebaut aus Calcit/Calciumcarbonat, dessen Quelle wiederum die Kalkschalen fossiler Organismen sind, bspw. Foraminiferen, Muscheln, Brachiopoden, Algen, Schwämme, Kopffüßer oder Stachelhäuter. Teilweise können auch Quarz, Pyrit und größere Feuersteine in der Gesteinsmatrix eingelagert sein.

Das Gefüge des feinkörnigen Gesteins mit gerundeter Kantenform ist porös (Porosität: 35 bis 40 %) und von geringer Verfestigung – was sich am bröselndem Verhalten von Kreide bemerkbar macht, wenn mit leichtem Druck über das Gestein gerieben wird. Kreide lässt sich deshalb leicht zerbröseln und mit einem Messer zerschneiden. Im Vergleich dazu sind andere Kalksteine wesentlich kompakter gelagert, was sich auch in der Wasseraufnahmefähigkeit zeigt. Kreide saugt sich in Wasser getränkt wie ein Schwamm auf, färbt das Wasser zusätzlich milchig-trüb ein und wird leicht pastös.

Die Mineralogen und Geologen der Vergangenheit untersuchten Gesteine und Mineralien mit allen Sinnen, insofern hielt Zappe 1817 fest, dass Kreise "wenig anhängend an die Zunge" und dabei "rauh und mager anzufühlen" ist. Krünitz zufolge hat Kreide "weder Geruch noch Geschmack".

Der Entstehung wegen können in der Kreide verschiedene Fossilien enthalten sein.


Kreide - Mineral und Kristalle
Kreide

Entstehung und Verbreitung von Kreide

Das Ausgangsmaterial für die Entstehung von Kreidekalk sind organische Materialien wie Schalen, Knochengerüste oder Ausscheidungen, die als Lieferant bzw. Quelle für Calciumcarbonat, d.h. Kalk, dienen. Im Fall von Kreidekalk waren es u.a. Algen, Foraminiferen, Coccolithen, Muscheln, Brachiopoden und Ammoniten.

Der Zeitpunkt der Entstehung von Kreide - im Speziellen die Ära der Oberen Kreide vor 100,5 bis 66 Mio. Jahren - wird auf den gleichnamigen Zeitabschnitt der Erdgeschichte datiert. Während der Oberen Kreidezeit (engl. Creatceum) lebten in den damaligen Ozeanen die verschiedensten Lebewesen. Eine Welt der Flora und Fauna, die heute größtenteils nicht mehr existent ist, aber mitunter als Fossilien Zeugnis des Lebens auf der Erde vor Jahrmillionen sind.
Mit der Veränderung der Umweltbedingungen, aber auch natürlicher Weise kam es zum Absterben der im Meer lebenden Organismen und Pflanzen. Diese sanken auf den Meeresgrund, wurden von Sedimenten wie Sand überlagert und infolge der Auflast weiterer Sedimente und Organismen zusammengepresst und entwässert.
Mit dem Rückzug der Urmeere sowie tektonischer Hebung gelangten die zu Kreide verfestigten Sedimente schließlich an die Erdoberfläche.

Nennenswerte Vorkommen von Kreide befinden sich an den Küstenregionen z.B. in Dover, Isle of Wight/England - die sog. "sehr feine Kreide" bzw. "Englische weisse Kreide" nach Wallerius (1780); Frankreich; Wissower Klinken/Rügen und Usedom/Deutschland; Polen; Russland und einige Bereiche von Mittelmeeranrainern.


Bedeutung und Verwendung von Kreide

Kreide ist trotz der geringen Härte ein vielseitig genutzter Naturstein.
Der Geograph Johann Gottlieb Georgi (1729 bis 1802) berichtet in seiner "Naturhistorischen Beschreibung des Rußischen Reichs" von den Klöstern "Kloster Diwnu Monostie in den Kreidebergen" und dem "Kiewschen Kloster Petscherkoe Monostie" mitsamt Kapellen und Höhlen. Aber auch "Die Tataren nutzten (...) den leicht zu bearbeitenden Kreidestein zu ihren Palästen, Moscheen, Leichengewölben, besonders aber zum Bau ihrer Festung". Zudem setzten laut Georgi russische Bauern auf Kreide, die sie als Fliesen verwendeten.

Neben der Eignung als Baumaterial war Kreide auch für anderer Zwecke von Interesse:

  • Minerophilo schreibt 1730: "ist ein weicher Stein, der zum Schreiben dienet"
  • Der Lexikograph Johann Theodor Jablonski (1654 bis 1731) hält 1721 fest:
    • "ist ein natürliches bleyweiß" - d.h. ein reinweißes Pigment, das im Gegensatz zum Bleiweiß, gewonnen aus dem Mineral Cerussit, nicht das giftige Schwermetall Blei enthält
    • wurde äußerlich gegen "entzündungen" in der Behandlung von Wunden eingesetzt, "kühlet und trocknet fliessende schäden"
  • Der Mineraloge Karl August Siegfried Hoffmann (1760 bis 1813) 1816 ergänzend dazu:
    • "zum Reinigen wollener Zeuge von fettigen Substanzen"
    • "zum Puzzen metallener Körper"
    • "zum Weissen der Zimmer"
    • in der Brauerei, um "dem Biere die Säure zu nehmen"

Heutzutage wird Kreide als weißes Pigment in Farben, Zuschlagstoff für Gips oder Zement verwendet. Des Weiteren wird Kreide als Schreibkreide und pulverisiert als Schleif- und Poliermittel, u.a. in der Herstellung von Glas sowie als putzender Inhaltsstoff in Zahnpasta genutzt.


Nachweis von Kreide

Wie alle karbonatischen Gesteine und Minerale schäumt auch Kreide unter Zugabe von Salzsäure auf.


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Quellen:
⇒ Jablonski, J. T. (1721): Kreide. IN: Allgemeines Lexicon der Künste und Wissenschafften; Oder Kurtze Beschreibung des Reichs der Natur, der Himmel und himmlischen Cörper, der Lufft, der Erden, samt denen bekannten Gewächsen, der Thiere, Steine und Ertze, des Meeres und der darinn lebenden Geschöpffe
⇒ Minerophilo (1730): Kreide. IN: Neues und curieuses Bergwercks-Lexicon
⇒ Wallerius, J. G. (1750): Kreide. Weisse Kreide. IN: Der Weltweisheit und Arzneikunst Doktors auf der königl. Akademie zu Upsala, der medicinischen Facultät Adiunctus, der römisch-kaiserlichen Akademie der Naturforscher, wie auch des königl. medicinischen Collegii zu Stockholm Mitgliedes, Mineralogie, Oder Mineralreich
⇒ Krünitz, J. G. (1789): Kreide. IN: Oeconomische Encyclopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. Von Kraut bis Kret : Nebst 14 Kupfertafeln auf 2 1/2 Bogen
⇒ Georgi, J. G. (1798): Weisse Kreide. Kreidestein. IN: Geographisch-physikalische und Naturhistorische Beschreibung des Rußischen Reichs. Zur Uebersicht bisheriger Kenntnisse von demselben. Vorhandene Mineralien. Systematische Beschreibung aller bisher bekannt gewordenen inländischen Mineralien, deren hiesige Gewinnung und Verwendung · Band 3
⇒ Hoffmann, K. A. S. (1816): Kreide. IN: Handbuch der Mineralogie
⇒ Zappe, J. R. (1817): Kreide. IN. Mineralogisches Hand-Lexicon oder: Alphabetische Aufstellung und Beschreibung aller bisher bekannten Fossilien · Band 2
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Maresch, W., Medenbach, O.; Trochim, H.-D. (1987): Die farbigen Naturführer Gesteine. Mosaik Verlag GmbH München
⇒ Reinicke, R. (2007): Steine am Ostseestrand. Demmler Verlag Schwerin
⇒ Schumann, W. (1994): Steine und Mineralien sammeln; finden, präparieren, bestimmen. BLV Verlag München



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