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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 27.03.2024


Titanit

Titanit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: titanite | französisch: titanite


Titanit Foto
Titanit

Titanit und Sphen

Der Name Titanit geht auf den deutschen Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743 bis 1817) zurück.
In seinem Aufsatz „Untersuchung eines neuen Fossils aus dem Passauischen“ aus dem Jahr 1795 beschreibt er ein „noch unbekanntes, Fossil merkwürdig“ mit „röthlich- graulich- und schwärzlichbraunen, sehr verschobenen vierseitigen Säulen“. Im Rahmen chemischer Analysen widerlegte er seine anfänglichen Vermutungen, das neue Fossil (Fossil war seinerzeit alles, was auf der Erde ausgegraben wurde: Mineralien, Wurzeln, Pflanzenteile, aber auch Fossilien im Sinne einer Versteinerung; lateinisch ausgegraben) wäre eine „eisenschüssige Alaunerde“; nicht zuletzt, weil er weder die Verbindung noch den für Alaun typischen Geruch feststellen konnte.

Schlussendlich fand Klaproth heraus, dass das in den Graphitgruben von Hauzenberg bei Passau entdeckte Mineral das Element Titan aufweist, was ihn zur Namensgebung inspirierte: „durch einen besonderen Namen unterscheiden zu können, so würde die, von solchem neuen Metallstoffe hergenommene Bedeutung: Titanit, nicht ganz unschicklich sein“. In der älteren mineralogischen Literatur findet man zudem den alternativen Begriff Sphen, der von René-Just (1743 bis 1822) geprägt wurde. In seiner Traité de minéralogie führt der französische Mineraloge im Kapitel „Sphéne, (m) c´est-à-dire, ayant la forme d´un coin“ erstmals den Namen Sphen auf. Da ihn die Kristalle des Minerals an kleine Keile oder Spitzen erinnerten, gab er dem Mineral den griechisch-stämmigen Namen Sphen („... en formant une espèce de coin, ce qui suggere le nom de sphène...“).

Um Verwirrungen zu vermeiden, beschloss die International Mineralogical Association 1982, dass fortan der Name Titanit zu verwenden ist („Titanite, not sphene“; International Mineralogical Association: Commission on New Minerals and Mineral Names). Trotzdem taucht der Namen Sphen immer wieder auf, besonders häufig im Zusammenhang mit Schmuck.


Eigenschaften von Titanit bzw. Sphen

Titanit ist ein Vertreter der Mineralklasse der Silikate mit der chemischen Zusammensetzung CaTi(O|SiO4/Calcium-Titansilikatmineral).

Die Farbe von Titanit bzw. Sphen variiert zwischen weiß, gelb, braun, grün, grünbraun, olivgrün (ähnlich wie Peridot oder Moldavit), gelb und schwarz, wobei Eisen das farbgebende Element ist.
Anhand der Farbe können erste Rückschlüsse auf den Eisengehalt gezogen werden. Während ein hoher Eisenwert Titanit dunkel, braun oder schwarz färbt, weisen gelbe oder grüne Farbtöne auf einen niedrigen Eisenwert hin.
Die Strichfarbe von Titanit - die Farbe, die erscheint, wenn ein Mineral über ein unglasiertes Porzellantäfelchen (Strichtafel) gestrichen wird - ist weiß.

Titanit kristallisiert dem monoklinen Kristallsystem folgend. Die Kristalle sind prismatisch, säulig, tafelig, nadelig oder keilförmig, stets geprägt durch die Riefung der Kristallflächen. Die Aggregate treten körnig oder derb auf. Häufig sind die Kristalle auch zu Zwillingen miteinander verwachsen.

Der Glanz von Titanit reicht von glasartig bis fettig und diamantähnlich bei durchscheinender bis durchsichtiger Transparenz. Der Bruch des Minerals ist muschelig-spröde, die Spaltbarkeit ist vollkommen.

Die Mohshärte von Titanit beträgt 5 bis 5,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem deutschen Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) bei einer Dichte von 3,4 bis 3,6 g/cm3.


Titanite - Kristall
Titanitkristall in einem Micromount (Fundort: Obersulzbachtal in Österreich, Bildbreit: 3 mm)

Entstehung und Verbreitung von Titanit/Sphen

Titanit entsteht unter magmatischen wie auch metamorphen Bedingungen, wobei magmatisch kristallisierter Titanit auf intermediären Gesteinsschmelzen hervorgeht und metamorph entstandener Titanit das Ergebnis von mittelgradigen Metamorphoseverhältnissen ist.

Aus diesem Grund ist Titanit als Nebengemengteil in einigen magmatischen und metamorphen Gesteinen enthalten, bspw. in Granodiorit, Syenit, Amphibolit, Eklogit, Diabas, Diorit, Gneis, Granit und Schiefer (Blauschiefer und Grünschiefer), Lapislazuli, Trondhjemit, Phonolith oder Amphibolit.

Zu den mit Titanit an den jeweiligen Fundorten vergesellschafteten Mineralien zählen u.a. Sugilith, Rutil, Danburit, Ilmenit, Graphit, Adular, Cleusonit, Skapolith, Magnetit, Periklin, Chlorit, schwarzer Spinell und Nosean.

Nennenswerte Titanit-Vorkommen befinden sich u.a. in Lökken Verk, Larvik/Norwegen; Lappland, Nordland, Värmland; Östhammar/Schweden; Finnland; Devon, Cumbria, Cornwall, Lancashire/England; Wales; Argyll, Ayrshire/Schottland; Irland; Frankreich; Luxemburg; Hauzenberg (erster erwähnter Fundort von 1795), Pfaffenreuth, Waldsassen (Bayern), Plauenscher Grund (Sachsen), Odenwald, Eifel, Schwarzwald/Deutschland; Wallis, Aostatal, Graubünden, Bern/Schweiz; Lechtaler Alpen (Tirol), Hohe Tauern (Kärnten)/Österreich; Iserwiese, Böhmen, Mähren/Tschechien; Banská Bystrica, Prešov/Slowakei; Niederschlesien/Polen; Neapel, Sardinien, Toskana, Parma, Latium, Kampanien (Neapel)/Italien; Asturien, Pyrenäen/Spanien; Bulgarien; Kykladen/Griechenland; Kola, Ural/Russland; Ukraine; Kasachstan; Pakistan; Kamerun; Tsumeb/Namibia; Malawi; Madagaskar; Indien; Japan; Kuba; Chile; Argentinien, Queensland, Südaustralien/Australien; Neuseeland; Guatemala; Brasilien; Alaska, Kalifornien, Nord Carolina, Arizona, Washington, Arkansas/USA und Quebec, Ontario/Kanada.




Verwendung und Bedeutung von Sphen/Titanit

Auch wenn Titanit aufgrund der hohen Titan-Gehalte zum Abbau des Metalls geeignet wäre, scheidet eine wirtschaftliche Verwertung aufgrund seltener, abbauwürdiger Lagerstätten aus. Vielmehr wird der Stein zu Schmuck verarbeitet.


Nachweis von Titanit/Sphen

Titanit ist in Schwefelsäure löslich und unter der Hitzeeinwirkung des Lötrohrs schmelzen die Kanten von Titanit zu Glas zusammen. Der Pleochroismus variiert mit der Farbe von Titaniten – während gelbe Titanite farblos, rötlich oder gelb erscheinen, weisen grüne Titanite einen grün und farblosen Pleochroismus auf.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Klaproth, M. H. (1795): Untersuchung eines neuen Fossils aus dem Passauischen. IN: Beiträge zur chemischen Kenntniss der Mineralkörper. Erster Band
⇒ Haüy, R.-J. (1801): Sphéne, (m) c´est-à-dire, ayant la forme d´un coin. IN: Traité de minéralogie. Tome troisieme.
⇒ IMA (1882): International Mineralogical Association: Commission on New Minerals and Mineral Names. IN: Mineralogical Magazine, December 1982. Vol. 46
⇒ Doelter y Cisterich, C. A. (1893): Sphen. IN: Edelsteinkunde. Bestimmung und Unterscheidung der Edelsteine und Schmucksteine. Die künstliche Darstellung der Edelsteine
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - titanite

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