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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 26.07.2023


Kassiterit

Kassiterit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: cassiterite | französisch: cassitérite


Kassiterit Foto
Kassiterit

Kassiterit und Zinnstein

Der Name Kassiterit wurde 1832 vom französischen Geologen und Mineralogen François Sulpice Beudant geprägt. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Griechischen und wird mit Zinnstein übersetzt (kassiteros), was auf die Zusammensetzung des Minerals verweist.


Eigenschaften von Kassiterit

Kassiterit ist ein Oxidmineral bestehend aus SnO2/Zinnoxid.

Die Farbe von Kassiterit variiert zwischen schwarz, braun bis gelb, rot, gelbbraun und rotbraun. Detaillierter fällt die Beschreibung bei Joseph Rudolph Zappe (1751 bis 1826; Mineraloge) aus, demnach Kassiterit von "bräunlich- und dunkelschwarzer, gelblich-nelken- und röthlichbrauner. isabellgelber, gelblich-asch-und rauchgrauer, gelblich-blut- und bräunlichrother Farbe" ist.
Die Strichfarbe ist hellbraun bis nahezu weiß.

Kassiterit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem. Die Kristalle sind ein- und aufgewachsen, dipyramidal und gedrungen. Möglich sind ebenso langnadelige Kristalle wie bei Nadelzinn oder massige, faserige Kristalle des Holzzinns. Charakteristisch für Kassiterit sind senkrechte Streifen der Kristalle, die häufig zu Zwillingen oder Viellingen verwachsen sind.

Kassiterit weist Diamantglanz auf, auf frischen Bruchflächen zeigt sich Fettglanz. Die Transparenz ist durchscheinend bis undurchsichtig. Kassiterit bricht muschelig, die Spaltbarkeit ist unvollkommen.

Die Mohshärte beträgt 6 bis 7 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839), die Dichte liegt bei 6,8 bis 7,1 g/cm³.


Entstehung und Verbreitung von Kassiterit

Kassiterit ist ein Mineral, das relativ spät aus granitischen Gesteinsschmelzen hervorgeht. Die Ausprägung entsprechender Kristalle ist bedingt durch die Temperaturen während der Kristallisation. Im Temperaturbereich von 400 bis 600°C (pneumatolytisches Stadium) werden prismatische Kristalle gebildet, unterhalb von 400 °C (hydrothermales Stadium) entstehen nadelige Kristalle.

Kassiterit ist deshalb in Pegmatiten und Greisen sowie in imprägnierten Gängen als sogenannter Bergzinn und in Form von Seifenzinn kantengerundet in Seifenlagerstätten zu finden.

Als Fundorte dokumentiert sind u.a. Grönland, Skandinavien; Schottland; England; Frankreich, Löbau, Altenberg, Ehrenfriedersdorf (Erzgebirge), Fichtelgebirge, Iserlohn, Bensheim und Oberwolfach/Deutschland; Schweiz; Schladming und Moschkogel/Österreich; Horní Slavkov/Tschechien; Slowakei; Spanien; Portugal; Ukraine; Kasachstan; Russland; Bolivien; Mexiko; Ruanda; Südafrika; Madagaskar; Namibia; Indonesien; Philippinen; Thailand; Argentinien; USA und Mexiko. Bereits in der Antike wurde auf Inseln des Vereinigten Königreiches Zinn abgebaut, weshalb diese mitunter die Bezeichnung Kassiterit-Inseln heißen.

Mit Kassiterit vergesellschaftete Minerale sind unter anderem Arsenopyrit, Arsenkies, Apatit, Fluorit, Scheelit, Molybdänit, Chalkopyrit, Bismutit, Muskovit und Biotit, Wolframit, Turmalin, Topas, Stannin, Quarz, Pyrit und Kupferkies.


Bedeutung und Verwendung von Kassiterit

Kassiterit ist mit einem Zinngehalt von 80 % ein bedeutsames Erz zur Gewinnung von Zinn, das vor allem in China, Myanmar, Indonesien und Thailand - in der Vergangenheit auch in Altenberg und Pöhla/Erzgebirge - abgebaut wird, wobei die Produktionsmenge pro Jahr etwa 290.000 Tonnen beträgt.
Der Rohstoff Zinn wiederum ist aus dem Alltag nicht wegzudenken und wird vor allem als Rohstoff zum Löten, zur Herstellung von Blech, Folie (Zinnfolie oder Stanniol), Lametta oder Chemikalien verwendet.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde Kassiterit auch als "wurmtreibendes Mittel" (Döbereiner, 1847) verkauft.


Kassiterit und ähnlich aussehende Minerale

Die Gefahr der Verwechslung besteht mit Granat, Rutil, Magnetit, Ilmenit, Sphalerit und Turmalin, speziell die Varietät Schörl.


Nachweis von Kassiterit

Kassiterit fluoresziert nicht, der Pleochroismus ist unterschiedlich ausgeprägt, kann rot, gelb, grün und braun.
Das Mineral reagiert nicht auf Säuren und schmilzt nicht in der Flamme.


Auch interessant:

Quellen:
⇒ Mohs, F. (1804): Des Herrn Jac. Fried. von der Null Mineralien-Kabinet nach einem, durchaus auf äussere Kennzeichen gegründeten Systeme geordnet, beschrieben und durch Hinzuthuung vieler, dem gegenwärtigen Zustande der Mineralogie angemessener, erläuternder Anmerkungen und nöthiger Berichtigungen, als Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht
⇒ Zappe, J. R. (1804): Zinnstein. IN: Mineralogisches Handlexicon, oder alphabetische Aufstellung und Beschreibung aller bisher bekannten Fossilien, etc
⇒ Beudant, F. S. (1832): Traite elementaire de mineralogie
⇒ Döberiner, F. (1847): Stannum. IN: Lehrbuch der praktischen und theoretischen Pharmacie
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - cassiterite


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