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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 19.04.2024


Cerussit

Cerussit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: cerussite | französisch: cérusite


Cerussit Kristall Foto
Ein gut ausgebildeter Cerussitkristall in einer Druse

Weißbleierz und Cerussit

Bevor das Mineral im Jahr 1845 den Namen Cerussit erhielt, wurde Cerussit in den Lehrbüchern unter dem Eintrag Weißbleierz gelistet – angelehnt an die Farbe und den Bleigehalt des Minerals.

1832 führte der Mineraloge und Geologe Francois Sulpice Beudant (1787 bis 1850) den Begriff „Céruse“, alternativ auch „Plomb carbonaté“ (Bleicarbonat) und „Plomb blanc“ (weißes Blei), ein, bis schließlich 1845 die Bezeichnung Cerussit bei Wilhelm Ritter von Haidinger (Mineraloge und Geologe, 1795 bis 1871) in einer Darstellung der Kristallsysteme Eingang in die mineralogische Literatur findet, die aus dem Lateinischen mit Bleiweiß übersetzt wird.


Eigenschaften von Cerussit

Cerussit ist ein Vertreter der Mineralklasse der Carbonate bestehend aus PbCO3/Bleicarbonat.

Die Farbe von Cerussit ist weiß – daher auch alternativ Weißbleierz genannt - grau bzw. "asch- und rauchgrau", schwarz, braun bzw. "gelb und nelkenbraun", gelb und grün, wobei dem Mineralogen Friedrich Klockmann (1858 bis 1937) zufolge Galenit als Einschluß in den Kristallen der Grund für schwarzen Cerussit ist, der wegen der Farbe auch Schwarzbleierz genannt wird.
Die Strichfarbe von Cerussit ist trotz der unterschiedlichen Farben weiß.

Das bleihaltige Carbonatmineral kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem. Die Kristalle sind nadelig oder tafelig. Die Aggregate von Cerussit sind häufig zu Zwillingen und Drillingen miteinander verwachsen, so dass diese an Waben, Sterne oder Schneeflocken erinnern. Weiterhin können die Aggregate kompakt-derb, massig, körnig, stalaktitisch, nierenförmig oder erdig (sog. Bleierde oder Bleiglimmer) sein.

Der Glanz von Cerussit ist vielseitig - glasartig bis fettig oder diamantähnlich. Die Transparenz ist durchsichtig bis durchscheinend Cerussite weisen einen muschelig-spröden Bruch auf, die Spaltbarkeit ist vollkommen.

Cerussit ist mit einer Mohshärte von 3 bis 3,5 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) ein vergleichsweise weiches Mineral, dessen Dichte 6,4 bis 6,6 g/cm³ beträgt.


Cerussit - farblos
farbloser Cerussit

Entstehung und Verbreitung von Cerussit

Cerussit ist ein Mineral sekundären Ursprungs, das gebildet wird, indem bleihaltige Erzlagerstätten oder Bleiminerale, z.B. Galenit, verwittern.

Die Vorkommen von Cerussit sind mit weiteren Mineralen wie Galenit, Smithsonit, Malachit, Hemimorphit, Pyromorphit, Zinkblende und Anglesit vergesellschaftet.

Nennenswerte Cerussit-Vorkommen befinden sich u.a. in Leadhills/Schottland; Frankreich; Eifel, Harz, Erzgebirge, Sauerland/Deutschland; Bleiberg (Kärnten)/Österreich; Tschechien; Schlesien/Polen; Sibirien/Russland; Kasachstan; Sardinien/Italien; Tunesien; New South Wales/Australien; New Mexiko, Colorado, Pennsylvania, Missouri, Arizona/USA.


nadeliger Cerussit
Cerussit kann auch nadelig ausgebildet werden (Fundort: Grube Castor)

Verwendung und Bedeutung von Cerussit

In der Vergangenheit hatte sich Cerussit als Bestandteil von Kosmetik einen Namen gemacht. Im 17. Jahrhundert, zur Zeit des Barocks, galt eine schneeweiße Haut als das Nonplusultra in der gehobenene und adligen Gesellschaft. Das Mittel der Wahl für den Alabasterteint: fein pulverisierter Cerussit. Auch der Botaniker und Arzt Adam Lonitzer (1528 bis 1586) schwärmte von Cerussit, es die Haut "macht schön und glatt". Ähnliches schrieb schon Jahre zuvor sein Kollege Johann Wonnecke von Kaub (1430 bis 1503/04) im "Gart der Gesundheit": "Bleiweiß reinigt die Haut, machet sie hübsch und glatt". Außerdem wurde Cerussit - damals neben dem Namen Bleyweiß auch als Cerussa bekannt - zur Wundheilung bei Verbrennungen, vermischt mit Rosenwasser zur Pflege trockener Haut und zur Behandlung von Warzen verschrieben.
Was vor 200 bis 400 Jahren gang und gäbe war, würde heute niemand mehr benutzen. Schon im 18 Jahrhunderten diagnostizierten Ärzte neurologische Schäden infolge der Verwendung von Cerussit, da zur Anreicherung von giftigem Blei im Körper kam.
Heutzutage ist Cerussit aufgrund der Bleigehalte ausschließlich für die Gewinnung des Metalls interessant.

Cerussit
Cerrusitkristall (Fundort: Grube Castor)

Nachweis von Cerussit

Unter Zugabe von Säuren löst sich Cerussit unter Schäumen auf. Teilweise wird bei Cerussit eine rosa, grüne und gelbe Fluoreszenz beobachtet.




Auch interessant:


Quellen:
⇒ Wonnecke von Kaub, J. (1556): Von dem Bleyweiß. IN: Gart der Gesundtheyt. Zu Latein, Hortus Sanitatis; Sagt in vier theylen, wie hernach folget, Im Ersten, Von Vierfüssigen und Kriechenden Thieren und Edelgesteinen; darauß durch die natürliche Meister gezogen, was dem Menschen zu seiner gesundtheyt dienstlich ist
⇒ Lonitzer, A. (1557): Kräuter-Buch und künstliche Conterfeyungen der Bäumen, Stauden, Hecken etc.: mit eigentlicher Beschreibung deroselben Nahmen in sechserley Sprachen (etc.)
⇒ Beudant, F. S. (1832): Traité elémentaire de Minéralogie. Tome 2
⇒ Haidinger, W. (1845): Krystallographisch-mineralogische Figuren: Tafeln zu dem Handbuche der bestimmenden Mineralogie
⇒ Leonhard, G. (1860): Cerussit. IN: Grundzüge der Mineralogie
⇒ Blum, J. R. (1874): Cerussit. IN: Lehrbuch der Mineralogie (Oryktognosie)
⇒ Klockmann, F. (1892): Cerussit. Weissbleierz. IN: Lehrbuch der Mineralogie für Studirende und zum Selbstunterricht
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
www.mindat.org - Cerussite

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