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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 08.04.2024


Aquamarin

Aquamarin - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: aquamarine | französisch: aigue-marine


aquamarin Foto
Aquamarin

Inhaltsverzeichnis Aquamarin


Aquamarin - Der meeresblaue Edelstein

Eine der ältesten Beschreibungen des Minerals Aquamarin stammt aus dem Jahr 1609. Der flämische Botaniker, Chemiker und Mineraloge Anselmus de Boodt (1550 bis 1623) schreibt in seinem Werk Gemmarum et Lapidum: Historia „Beryllus gemma est quae aquae marinae colorem refert ex viridi caeruteum. Italis a color Aquamarine vocatur“. Übersetzt ins Deutsche: Der Edelstein Beryll ist grünlich-blau wie die Farbe des Wasser des Meeres. Die Italiener nennen diese Farbe Aquamarin.

Deshalb verwundert es umso weniger, dass Aquamarin in der Antike als Glücksbringer der Seefahrer galt und auf hoher See mitgenommen wurde, um sich vor den Launen von Poseidon, dem Gott des Meeres, zu schützen.

Über die ersten hochkarätigen Aquamarinfunde berichtet Franz von Kobell (1803 bis 1882) im Jahr 1864, nachdem 1723 in Nertschinsk im Südosten Russlands an der Grenze zu China bis zu 23 cm lange und fünf Zentimeter im Durchmesser messende Aquamarinsäulen zutage gefördert wurden.


Aquamarin im Muttergestein und geschliffen (Quelle: George Fredrick Kunz, 1892, "Aquamarine stone and Aquamarine cut")

Eigenschaften von Aquamarin

Aquamarin ist die blaue Varietät der Beryll-Gruppe, die außerdem folgende Mineralien umfasst:

Chemisch betrachtet handelt es sich bei Aquamarin um ein Silikatmineral mit der Zusammensetzung Al2Be3[Si6O18].

Aquamarin kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und bildet lang- sowie kurzprismatische Kristalle. Die Aggregate können massig, körnig, säulig oder radialstrahlig sein.

Aquamarin ist von unvollkommener Spaltbarkeit und muschelig-sprödem Bruch. Die Transparenz des blauen Edelsteins variiert zwischen durchsichtig und durchscheinend bei glasartigem Glanz.

Dass Aquamarine als Edelsteine bezeichnet werden, wird mit der Härte des Minerals begründet. Mineralien, deren Mohshärte auf der zehnstufigen Härteskala nach dem Mineralogen Friedrich Mohs (1773 bis 1839) höher als 7 ist, werden als Edelstein definiert. Die Mohshärte von Aquamarin beträgt 7,5 bis 8 bei einer Dichte von 2,63 bis 2,91 g/cm³.

aquamarine - Mineral und Kristalle
Beryll-Varietät Aquamarin

Die Farbe von Aquamarin

Die Farbe von Aquamarinen ist blau, das von hell- über mittelblau bis hin zu blaugrün und "blaß meergrün" (Gmelin, 1790) reicht. Die Farbe von Aquamarin kann aber auch ins "Seladongrüne, Himmel-, Schmalte- und Lasurblaue" (Bertele, 1804) oder "wasserblaue" (Funke, 1805) gehen.
Um Aquamarin von anderen Beryllen zu unterscheiden, wird das Mineral bisweilen auch als blauer Beryll bezeichnet .

Das Blau von Aquamarin findet sich auch bei einer Reihe weiterer Mineralien wieder; allen voran Elbait, Euklas, Kyanit, Turmalin, Zirkon und Blautopas.
Aquamarin-Imitationen und Fälschungen bestehen aus synthetischem Spinell, eingefärbtem Glas oder Quarz sowie aquamarinblauem Hydroquarz, Strass oder Zirkonia.

Das farbgebende Element von Aquamarinen ist zweiwertiges Eisen, das mit einem Anteil von bis zu zwei Prozent an der Zusammensetzung des blauen Minerals beteiligt sein kann. Eine Ausnahme hinsichtlich der Entstehung der Farbe stellen Maxixe-Aquamarine dar, die in der Maxixe-Mine in Brasilien seit dem frühen 20. Jahrhundert abgebaut werden. Die Farbe der Maxixe-Aquamarine ist ein tiefes, dunkleres Blau, das durch radioaktive Strahlung zurückzuführen ist. Die Farbe ist allerdings nicht beständig, sodass die Kristalle binnen weniger Tage die Tage verlieren und weiß-gelb erscheinen.

Die Strichfarbe von Aquamarin, d.h., die Farbe, die beim Streichen des Minerals auf einem unglasierten Porzellantäfelchen erscheint, ist in allen Fällen weiß.


Farbkorrektur von Aquamarinen

In der Regel ist die Farbe in Aquamarinen gleichmäßig verteilt; eventuell vorhandene Unregelmäßigkeiten der Farbverteilung, störende Nuancen in Grün und Gelb sowie blasse Blautöne können durch das sog. Brennen korrigiert bzw. intensiviert werden. Die Temperatur, auf die die Steine erhitzt werden, ist individuell; bei Aquamarinen wird eine Verbesserung der Farbe bei 400 °C erreicht.
Hierbei kommen vor allem gelbe und grüne Berylle zum Einsatz, die infolge der Hitzezufuhr in Aquamarine umgewandelt werden. Aufgrund der hohen Temperaturen reduziert dreiwertiges zu zweiwertigem Eisen und das Mineral wird blau.

Einschlüsse in Aquamarin

Kristallklare Aquamarine gelten als Ideal eines perfekten Aquamarins. Bedingt durch die Kristallgitterstruktur weisen viele Aquamarine mikroskopisch kleine Kanäle auf, die sich als Trübungen, Fissuren, weiße Streifen oder wölkchenartige Zeichnungen äußern. Die Kanäle können hohl, aber auch mit Flüssigkeiten, Gasen gefüllt sein oder Inklusionen anderer Minerale, wie z.B. Muskovit, Ilmenit oder Hämatit enthalten.

Einschlüsse von Fremdmineralien lösen sich mitunter beim Brennen auf, während Hohlräume mit Bleiglas oder Harzen aufgefüllt werden können, sodass der Stein im Ergebnis reiner und klarer wirkt.

Entstehung und Verbreitung von Aquamarin

Aquamarine sind vorrangig magmatischen Ursprungs, können aber auch in metamorphen Gesteine auftreten, weshalb als Muttergestein von Aquamarin neben Granit auch Pegmatit und Gneis zu nennen sind.

Zu den Mineralen, die am gleichen Fundort zusammen mit Aquamarin vorkommen, zählen u.a. Quarz, Feldspat, Muskovit, Topas, Granat, Biotit und Phenakit.

Nennenswerte Vorkommen von Aquamarin existieren unter anderem in Grischun/Schweiz; Hohe Tauern und Moschkogel/Österreich; Italien; Ukraine; Nigeria; Sambia; Simbabwe; Tansania; Madagaskar; Südafrika; Afghanistan; Pakistan; Myanmar; Australien; Argentinien; Brasilien (Santa Maria-Aquamarin, Santa Rita-Aquamarin, Campo Lindo-Aquamarin) sowie in den USA.

Aquamarin mit Turmalin aus Namibia
Aquamarin mit Turmalin aus Namibia (Erongo)

Einige Aquamarin-Vorkommen haben sich aufgrund der für den jeweiligen Fundort typischen Farbe einen Namen gemacht, sodass diese mit Handelsnamen - angelehnt an die geographische Herkunft - versehen werden.

Tabelle: Aquamarin nach Herkunft bzw. Handelsnamen
NameFarbeFundort
Bauchi-Aquamarin hellblau mit Stich ins Gelbe oder Grüne Bauchi/Nigeria
Cumaru-Aquamarin mintfarben Cumaru do Norte/Brasilien
Espirito-Santo-Aquamarin hellblau Espirito-Santo-Mine/Brasilien
Lundazi-Aquamarin typisches Aquamarinblau Lundazi/Sambia
Maxixe-Aquamarin tiefes, dunkleres Blau Maxixe-Mine/Brasilien
Nampula-Aquamarin pastellblau Nampula/Mosambik
Pedra-Azul-Aquamarin
  • kräftiges Blau
  • grünblau
Pedra Azul/Brasilien
Santa-Maria-Aquamarin tiefblau Santa Maria-Mine, Rio Grande do Sul/Brasilien
Santa-Teresa-Aquamarin türkisblau Brasilien
Tatu-Aquamarin
  • “ultra-blau“
  • dunkleres Blau mit Petrolstich
Tatu-Mine/Brasilien


Aquamarin-Vorkommen in Deutschland

  • Sachsen: Irfersgrün/Vogtland
  • Hessen: Steinbruch Gärtnerskopf bei Ober-Mengelbach
  • Bayern: Steinbruch Kerber, Matzersdorf bei Passau
  • Baden-Württemberg: Niederwasser bei Hornberg; Kandern



Verwendung und Bedeutung von Aquamarin

Aquamarin sind beliebte Sammlerminerale und gehören genau wie Tansanit, Saphir, Rubin und Smaragd zu den teuersten Farbedelsteinen der Welt.
Vor allem der aus Nigeria stammende hellblaue, leicht grünstichige Bauchi-Aquamarin wird auf dem Edelsteinmarkt geschätzt.


Aquamarin und Schmuck

Aquamarin zählt zu den klassischen Farbedelsteinen, die seit Jahrhunderten zu Schmuck verarbeitet werden, wobei der himmelblaue Edelstein in der Schmuckbranche symbolisch als Jubiläumsstein für den 19. Hochzeitstag steht.
Vor allem zu Zeiten des Art Deco zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte Aquamarin-Schmuck eine Hochzeit. Opulent designte Cocktailringe setzten auf farbenfrohe, hochkarätige Edelsteine in geometrischen Formen wie Aquamarine im Smaragdschliff oder Kissenschliff/Cushion Cut. Diese und andere facettenreiche Schliffe wie zum Beispiel Baguetteschliff, Antikschliff, Ovalschliff, Rundschliff, Oktagonschliff, Trillantschliff oder Carréschliff finden bei klaren, durchsichtigen Aquamarinen Anwendung, um die Reinheit sowie die Farbe hervorzuheben.

Opake Exemplare werden hingegen mit Glattschliffen versehen, bspw. Cabochonschliff, Trommelsteine, Donuts oder runde Perlen.

Ein anderer Stil setzt auf Aquamarin als Rohstein. Beim Rohsteinschmuck werden die Steine weder poliert noch geschliffen. Es werden lediglich Löcher für die Befestigung an Ketten gebohrt, alternativ wird der Stein mittels Krappenfassung zu Ringen oder Ohrringen verarbeitet.

Neben weißen Diamanten sind blaue Edelsteine wie Saphir, Blautopas und Aquamarin als Stein in Verlobungsringen (in Kombination mit Weißgold, Gelbgold und Silber) besonders beliebt - begründet durch die Symbolik der Farbe Blau, die für Treue und Loyalität steht.

Heilstein Aquamarin

Auch wenn Aquamarin häufig mit dem Attribut Heilstein belegt wird, gibt es laut aktuellem Stand der Wissenschaft keine Belege, dass Aquamarin einen positiven Effekt auf Krankheiten ausübt.

In historischen Mineralogiebüchern und Werken von Apothekern bzw. Ärzten längst vergangener Tage findet Aquamarin - im Gegensatz zu anderen Mineralien - keine Erwähnung als Medizinalstein, genau wie Hildegard von Bingen nichts über Aquamarin schreibt.

Stattdessen werden andere Beryll-Varietäten genannt, mit denen Heilkundige und Ärzte in der Vergangenheit Krankheiten behandelten. Im Magazin für Kaufleute aus dem Jahr 1865 findet sich lediglich der weitgefasste Hinweis, dass Aquamarin "schützte gegen Feinde und Gefahren auf dem Meere, schärfte den Verstand und heilte viele Krankheiten". Welche Krankheiten im Besonderen gemeint sind, ist auch bei anderen Autoren nicht überliefert. Insofern ist davon auszugehen, dass Aquamarin eher als Talisman für Seefahrende eine Rolle spielt.

Zudem gilt Aquamarin als Glücksstein für im März und Oktober Geborene sowie als Sternzeichenstein für das Sternzeichen Wassermann.

Nachweis von Aquamarin

Aquamarine weisen keine Fluoreszenz auf, der Pleochroismus ist stark ausgeprägt und erscheint von nahezu farblos-hellblau bis intensiv blau. In der Flamme ist das Mineral schwer schmelzbar, reagiert hingegen auf Flußsäure.



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Quellen:

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