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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 17.04.2024


Antimonit

Antimonit - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: stibnite | französisch: stibine


Antimonit Mineral
Antimonit in einer Druse (Fundort: Pareta-Mine, Toscana)

Antimonit und Stibnit

Stibnit, Spießglanz, Grauspießglanz, Antimonglanz oder Stibine - das Mineral Antimonit ist unter vielen Namen bekannt, wenn auch einige Bezeichnungen heute nur noch in historischen Mineralogiebüchern zu finden sind. Eines haben die verschiedenen Synonyme gemeinsam: sie spielen auf die Farbe oder die Zusammensetzung von Antimonit an.

Eine der ältesten Beschreibungen von Antimonit stammt aus der Feder des Alchemisten Basilius Valentinus, der im späten 16./frühen 17. Jahrhundert lebte. In seinen Aufzeichnungen mit dem Titel „TriumphWagen Antimonii“ nennt Valentinus speziell aufbereitetes Antimon als „purgierende“, reinigende Arznei. Er beobachtete außerdem, Schweine bekämen durch Antimon nicht nur „appetit und Lust zu essen, sondern nehmen geschwinde zu am Leibe“.

In den folgenden Jahren und Jahrhunderten wurde Antimonit weiterhin als Medizin verwendet und folgte damit einer althergebrachten Tradition. Schon zu Plinius´ (23 bis 79 n. Chr.; römischer Universalgelehrter) und Dioskurides´ (1. Jhd. n. Chr.; griechischer Arzt) Zeiten wurden Entzündungen mit Antimonit behandelt und antimonithaltiger Kajal präventiv sowie kurativ gegen Augenentzündungen aufgetragen.

Der Namen Antimonit allerdings wird erst seit dem Jahr 1843 in Mineralogiebüchern erwähnt. So führt der österreichische Geologe und Mineraloge Wilhelm Ritter Haidinger (1795 bis 1871) das Mineral in einer Auflistung der Mineraliensammlung der K.K. Hofkammer ("Antimonit aus Przibam") auf, wobei sich der aus dem Griechischen stammende Name auf die blütenähnlichen Aggregate des Minerals (anthemon = Blüte) bezieht.

Unbekannt war das Mineral dennoch nicht, stattdessen war in der Vergangenheit die Rede von Grauspießglanz oder Antimonglanz. 1854 führte der US-Mineraloge James Dwight Dana (1813 bis 1895) den Namen Stibnit ein, der sich auf die chemische Zusammensetzung bezieht.


Eigenschaften von Antimonit/Stibnit

Antimonit zählt mit der chemischen Zusammensetzung Sb2S3 zur Mineralklasse der Sulfide.

Die Farbe von Antimonit ist verschiedenlichst grau oder schwarz - daher auch die bergmännische Bezeichnung Grauspießglanz, die vor allem zur Unterscheidung von Weißspießglanz bzw. Stenamontit und Rotspießglanz alias Pyrostilpnit herhielt- Häufig ist das für Antimonit typische Grau auch mehrfarbig angelaufen. Der Mineraloge Franz von Kobell (1803 bis 1882) beschrieb die Farbe als "Bleigrau, ins Stahlgraue" gehend, die laut seinem Kollegen Gustav Kenngott (1818 bis 1897) auch "blau und bunt angelaufen" erscheinen kann.

Die Strichfarbe von Antimonit ist grau.

Anitmonit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, wobei der Habitus der Kristalle von Antimonit sehr formenreich ist: nadelig, langsäulig, wellenförmig und gekrümmt, stets von Längsstreifen durchzogen. Der Mineraloge Max Bauer (1844 bis 1917) beschrieb die Kristalle als "lange rhombische Prismen mit spitzer oder stumpfer Endung". Die Aggregate sind dicht, büschel- oder blütenförmig sowie radialstrahlig wirr angeordnet.

Antimonit weist einen muscheligen Bruch auf, die Spaltbarkeit ist vollkommen. Die Transparenz des Minerals ist undurchsichtig, der Glanz kann metallisch oder erdig sein.

Antimonit gilt mit einer Mohshärte von 2 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien als ein sehr weiches Mineral, die Dichte beträgt 4,6 bis 4,7 g/cm³.


stibnit - Mineral und Kristalle
Antimonit bzw. Stibnit

Entstehung und Verbreitung von Antimonit/Stibnit

Antimonit ist Mineral magmatischen Ursprungs, das im niedrigtemperierten hydrothermalen Stadium entstanden ist. Bevorzugter Ort der Entstehung von Antimonit sind quarz-, silber- und bleierzhaltige Gänge.

Die Vorkommen von Antimonit sind u.a. mit Arsenkies, Auripigment, Pyrit, Galenit/Bleiglanz, Cinnabarit/Zinnober, Fluorit, Gold, Baryt, Realgar und Calcit vergesellschaftet. Aufgrund des Aussehens kann Antimonit leicht mit Galenit verwechselt werden.

Antimonit verwittert an der Erdoberfläche recht schnell Verwitterungserscheinungen und geht im Zuge dessen in die Mineralien in Kermesit (Antimonocker) oder Valentinit (Antimonblüte) über.

Nennenswerte Vorkommen von Antimonit befinden sich beispielsweise in Schweden; Finnland; Schottland; England; Frankreich; Freiberg, Greiz, Kamsdorf, Fichtelgebirge, Sauerland, Siegerland, Eifel, Haslach und Oberwolfach/Deutschland; Koralpe und Industrieviertel/Österreich; Spanien; Italien; Slowenien; Tschechien; Slowakei; Ungarn; Rumänien; Kosovo; Griechenland; Türkei; Ghana; Namibia; Südafrika; Russland; Ukraine; Georgien; Kirgisistan; Usbekistan; Iran; China; Japan; Thailand; Kambodscha; Philippinen; Malaysia; Australien; Chile; Bolivien; Brasilien; Peru; Mexiko; Kanada sowie in den USA.


Antimonit in einem Micromount
Antimonitkristalle in einem Micromount (Fundort: Pareta-Mine, Toscana, Bildbreite: 3 mm)

Bedeutung und Verwendung von Antimonit/Stibnit

Bereits in der Antike war Antimonit ein begehrtes Mineral, um Abführmittel, Lidschatten und Wimperntusche herzustellen, wurde von dem Arzt Johann Wonnecke von Kaub (1430 bis 1503/04) im "Gart der Gesundheit" aber auch zur Behandlung von Feigblattern, Fisteln und offenen Krebsgeschwüren empfohlen - aus heutiger Sicht der Medizin nicht tragbar und ohne Wirkung.
Dennoch wurde Antimonit noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Apotheken verkauft, wobei zur Herstellung der Arznei Carl Günther Ludovici (1707 bis 1778; Lexikograph) "nur die Spitzen" Verwendung fanden, die unter anderem zur Herstellung von Antimonbutter - "butyrum antimonii, oleum antimonii" (Hahnemann, 1799) - verarbeitet wurden. Wie Ludovici 1801 schilderte, wurde dazu Antimonit bzw. Grauspießglanz mit Salzsäure versetzt, die entstehende Lösung verdunstet, bis eine fettig wirkende Masse entstand. Ludovici führte die Spießglanzbutter als "eins der stärksten Arzneymittel" an, deren "Wirkung am schnellsten erfolgt" und die zur Behandlung von Geschwüren der Schleimhaut, vergifteten Wunden, Wundgeschwüren und Tierbissen verabreicht wurde. Schnell und wirksam mag Antimonbutter gewesen sein, insofern das Präparat ätzend wirkte und aus heutiger Sicht aufgrund der Giftigkeit nicht vertretbar ist.

Heutzutage dient Antimonit der Gewinnung von Antimon und wird zur Herstellung von Streichhölzern verwendet.



Nachweis von Antimonit/Stibnit

Antimonit ist in Salzsäure löslich und schmilzt bereits bei niedrigen Temperaturen. Wird das Sulfid im offenen Röhrchen erhitzt, entsteht Schwefeldioxid und Antimonoxid.


Auch interessant:


Quellen:

  • Wonnecke von Kaub, J. (1556): Von dem Spießglaß. IN: Gart der Gesundtheyt. Zu Latein, Hortus Sanitatis; Sagt in vier theylen, wie hernach folget, Im Ersten, Von Vierfüssigen und Kriechenden Thieren und Edelgesteinen; darauß durch die natürliche Meister gezogen, was dem Menschen zu seiner gesundtheyt dienstlich ist
  • Valentinus, B. (1604): TriumphWagen Antimonii
  • Hahnemann, S. (1699): Spießglanz. IN: Apothekerlexikon. L - P
  • Ludovici, C. G. (1801): Sießglanz. IN: Neu eröfnete Academie der Kaufleute, oder, encyclopädisches Kaufmannslexicon alles Wissenswerthen und Gemeinnützigen in den weiten Gebieten der Handlungswissenschaft und Handelskunde überhaupt
  • Jahn, F. (1821): Spießglanz. IN: Auswahl der wirksamsten, einfachen und zusammengesetzten Arzneimittel, oder praktische Materia medika
  • Sachs, L. W. (1838): Das Spiessglanz. Ein pharmakologisch-therapeutischer Versuch
  • Haidinger, W. (1843): Bericht über die Mineralien-Sammlung der K. K. Hofkammer im Münz- und Bergwesen
  • Dana, J. D. (1854): A System of Mineralogy, Comprising the Most Recent Discoveries. Vol. 1
  • Kenngott, G. A. (1852): Antimonit. IN: Lehrbuch der Mineralogie, zum Gebrauche an Ober-Gymnasien, Ober-Realschulen und anderen höheren Lehranstalten so wie zum Selbststudium
  • Kobell, F.. v. (1858): Antimonit. IN: Die Mineralogie Leichtfasslich dargestellt mit Rücksicht auf das Vorkommen der Mineralien, ihre technische Benützung, Ausbringen der Metalle etc
  • Kurr, J. G. (1858): Grauspießglanz. IN: Das Mineralreich in Bildern. Naturhistorisch-technische Beschreibung und Abbildung der wichtigsten Mineralien
  • Bauer, M. (1886): Grauspiessglanz (Antimonglanz, Antimonit). IN: Lehrbuch der Mineralogie
  • Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
  • Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
  • Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
  • Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
  • www.mindat.org - Stibnite

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