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Aristides Brezina - Mineraloge mit einem Faible für Meteoriten





Ein Wiener Mineraloge

Aristides Brezina wurde am 4. Mai 1848 in Wien/Österreich als Maria Aristides Brezina geboren.

Schon in seiner frühen Jugend beschäftigte sich Brezina mit Mineralien, besuchte mit 14 Jahren als Gasthörer Vorlesungen der Mineralogie an der hiesigen Universität in Wien und war zudem neben der Schule am Hofmineralienkabinett Wien tätig.
Nach dem Abitur im Jahr 1866 beginnt Brezina das Studium der Mathematik und Physik in Wien, später ergänzt um das Fach Kristallographie, für welches er nach Berlin geht.

In Berlin kommt es zum ersten Kontakt mit dem Mineralogen Gustav Rose, der an der damaligen Berliner Universität als Dozent lehrte.
Weitere Schwerpunkte während Brezinas Studienzeit waren Chemie und allgemeine Geowissenschaften. Das Studium beendet Brezina mit der Promotion 1872 an der Universität Tübingen.

Anschließend zieht es Brezina zurück in die österreichische Hauptstadt, wo er ab 1874 als Dozent Vorlesungen im Fach Kristallographie abhält und im gleichen Jahr parallel an der Wiener Universität für Kristallographie zum Thema Kristallphysik promoviert.

Zusätzlich war Brezina von 1889 bis 1896 Leiter der Mineralogisch-Petrographischen Abteilung des k.k. Naturhistorischen Hofmuseums.

Aristides Brezina verstarb mit 61 Jahren am 25. Mai 1909 in Wien.


Brezinas Erbe für die Mineralogie

Aristides Brezina veröffentlichte zahlreiche Schriften zum Thema Mineralogie, wobei sein Fokus auf ausführlichen kristallographischen Beschreibungen verschiedener Mineralien lag.

Aber auch die Erwähnung neu entdeckter Mineralvorkommen - sowohl in Österreich als auch über die Landesgrenzen hinaus - war Thema seiner Arbeit. So schrieb er bspw. über den Scheelit "im oberen Sulbachthale im Pinzgau", Sulzbacher Epidote, "Sandstein-Krystalle von Sievering bei Wien" (die er als "einfache Calcitkrystalle mit mechanisch eingeschlossenen Quarzkörnern" definierte), Sahlit "vom Greiner im Zillerthal", Simonyit und Boracit aus Staßfurt, "Bergkrystalle von Grieswiesalpe im Rauristhal", wobei er bei diesen von der "ausserordentlichen Schönheit" und dem "wasserhellen" Charakter schwärmte, wenn auch "Sprünge und Bläschen" die Reinheit beeinträchtigen.


Brezina und die Meteoriten

Einen Name machte sich Brezina aber vor allem als Meteoritenexperte.
Seit 1878 widmete er sich den Gesteinen aus dem Weltall. Neben der Bestandsaufnahme und Sortierung der Meteoriten des Wiener Naturkundemuseums, machte sich Brezina verdient um die Erweiterung und Beschaffung weiterer Fundstücke; nahm dazu auch Kontakt zu Wissenschaftlern aus dem Ausland auf, um eine umfangreiche Sammlung zusammenzustellen. Auf Brezina geht ebenso eine Einteilung von Meteoriten der Zusammensetzung nach zurück – bekannt als Brezina-Rose-Tschermak-Klassifikation.

Eine detaillierte Bestandsaufnahme aller Exponate am Wiener Naturhistorischen Hofmuseum stammt aus dem Jahr 1895 und wurde unter dem Titel "Meteoritensammlung des k.k. naturhistorischen Hofmuseums" veröffentlicht.

Als Kurator der Sammlung - "die altberühmte Meteoritensammlung unseres Museums" - liest sich der Stolz Brezina zwischen den Zeilen deutlich heraus, der sich nicht zuletzt anhand der Anzahl der Meteoriten bemisst, die im Ganzen höher ist als vergleichbare Sammlungen in London und Paris, wobei Brezina zum Vergleich Zahlen des Lokalitäten, d.h. konkrete Fundorte von Meteoriten, sowie Einzelstücke und das Gewicht aller Meteoriten nennt.
So zählten 1895 Meteoriten von 497 Fundorten zum Bestand des Naturhistorischen Hofmuseums. London kam auf eine Zahl von 350 bis 352 Lokalitäten und die Pariser Meteoritensammlung zählte Fundstücke von 300 Orten.

Dass die Sammlung derart umfangreich gestaltet war, ist nicht zuletzt auch Spenden zu verdanken. Der Mineraloge Georg Fredrick Kunz, der für das US-amerikanische Schmuckimperium Tiffany & Co. tätig war, vermachte dem Wiener Museum eine Sammlung mit Meteoriten von 91 verschiedenen Vorkommen, die insgesamt ein Gewicht von 361 kg auf die Waage brachte.

Brezina legte bei der Anlegung der Meteoritensammlung viel Wert auf die Anschaulichkeit der Meteoriten, die für das Studium der Geologie und Mineralogie von hoher Bedeutung ist. Die Meteoriten wurden sowohl in ursprünglichen wie auch im Anschliff dargestellten Handstücken präsentiert, genau wie 584 Dünnschliffe die Bestimmung der Zusammensetzung von Meteoriten ermöglichten. 119 Modelle aus "Papier-mâché und Gyps" und 64 Platten, die die "Structurformen der Meteoriten" und derer Gefüge abbildeten, vervollständigten die Sammlung.


Brezinait

Wie bereits anderen Mineralogen und Geologen zuvor wurde auch Brezina die Ehre zuteil, dass nach ihm ein Mineral benannt wurde – Brezinait: ein graues bis braunes Chromsulfidmineral (Cr3S4, das im Tuscon Meteoriten in Arizona/USA entdeckt wurde. Brezinait zeichnet sich zudem durch einen metallischen Glanz aus, ist mit einer Mohshärte von 3,5 bis 4 auf der 10-stufigen Skala der Härte von Mineralien vergleichsweise weich. Die Dichte beträgt 4,12 g/cm³.


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Georgius Agricola – Mitbegründer der Geologie und Mineralogie
René-Just Haüy – Entdecker des Symmetriegesetzes von Mineralen

Quellen:
⇒ Brezina, A. (1866): Über eine neue Modification des Kobell´-schen Stauroskops und des Nörremberg´schen Polarisationsmikroskops
⇒ Brezina, A. (1870): Sandstein-Krystalle von Sievring bei Wien
⇒ Brezina, A. (1872): Die Sulzbacher Epidote im Wiener Museum. IN: Tschermaks mineralogische und petrographische Mittheilungen
⇒ Brezina, A. (1872): Krystallographische Studien an Wiserin, Xenotim, Mejonit, Gyps, Erythrin und Simonyit
⇒ Brezina, A. (1872): Notizen (Scheelit, Sahlit, Simonyit, Boracit, Bergkrystall)
⇒ Brezina, A. (1873): Krystallographische Studien über Albit
⇒ Brezina, A. (1882): Über die Reichenbach´schen Lamellen in Meteoreisen
⇒ Brezina, A. (1882): Über die Orientierung der Schnittflächen an Eisenmeteoriten mittels der Wildmannstädten´schen Figuren
⇒ Brezina, A. (1884): Krystallographische Untersuchungen an homologen und isomeren Reihen. Methoden ⇒ Brezina, A. (1894): Die Gestaltung der Meteoriten
⇒ Brezina, A. (1895): Die Meteoritensammlung des k.k. naturhistorischen Museums am 1. Mai 1895. IN: Annalen des K.K. Naturhistorischen Hofmuseums
⇒ Brezina, A. (1906): Zur Frage der Bildungsweise eutropischer Gemenge
/www.nhm-wien.ac.at

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2023



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